Historisches: unsere Vergangenheit
Historisches: unsere Vergangenheit
Auszug aus der Festschrift:
(Text von Friedemann Claar)
Viele Dinge, die von den Anfängen des Vereins zu be-
richten sind, werden jüngeren Mitgliedern und Gästen
wie aus einer fremden Welt erscheinen. Das Kriegsende
liegt noch nicht weit zurück, Großstädte haben unter
Bombenangriffen erheblich gelitten, auch in Bad Nau-
heim hat es Opfer und Schäden gegeben und Flücht-
lingsströme aus den östlichen Provinzen ergießen sich
über das Land. Es mangelt an Wohnraum, an Heizma-
terial, an Lebensmitteln. Die Besatzungsmächte - hier
die Amerikaner - requirieren zusätzlich Wohnraum, er-
lassen Ausgangssperren und sind die neuen Herren.
Vorsichtig beginnt eigene, deutsche Selbstverwaltung
auch in Bad Nauheim - und vergibt im April 1947 Grab-
land an die "Neubürger", deren materielle Not in der
Nachkriegszeit nach Flucht und Vertreibung zumeist am
größten war.
Grabland, welch ein Glück, d.h. Gemüse für den eigenen
Kochtopf selbst erzeugen zu können. Aber bei der 103.
Periode der Lebensmittelkartenzuteilung werden die
Gemüsekarten einbehalten! Die Bitte an die Verwaltung
auf diese Maßnahme zu verzichten, da im neu zugeteil-
ten Grabland im ersten Jahr noch kaum eine erträgliche
Ernte erwartet werden kann, bleibt ohne Erfolg.
Also Grabland ja, Ernte kaum, Gemüse im Laden nein.
Die Neubürger, 66 an der Zahl, ernennen am 28. April
1947 einen Vorbereitungsausschuss. Es soll ein Mitglie-
derverein gegründet werden. Und bereits am 26. Juni
1947 findet eine konstituierende Mitgliederversammlung
statt, in der ein erster gewählter Vorstand gebildet wer-
den kann, eine erste Satzung verabschiedet wird, der
Mitgliedsbeitrag auf RM 1,- festgesetzt wird und der
Name "Gemeinschaft Usa-Gärten" festgelegt wird. Erst
später, mit der Eintragung beim Registergericht (1952),
wird der Name um den Zusatz "e.V." ergänzt.
Und der Vorstand beginnt seine Arbeit: Bitte um Be-
zugsscheine bei der Hessischen Landwirtschaftsver-
waltung, um im Taunus Holzpfähle für eine Einfriedung
der Gärten erwerben zu können; Antrag beim Landes-
verband um Bezugscheine für Maschendraht; Nach-
suche beim offenbar zuständigen Butzbacher Garten-
verein, um Bezugscheine für Gartengeräte zu bekom-
men. Und der Verein erhält (für alle Mitglieder) Bezugs-
scheine für z.B. 2 Spaten (Preis je RM 5,45), 2 Rechen
(je RM 1.10), insgesamt 21 Geräte sowie 1 Baumsche-
re, 1 Baumsäge und 1 Gießkanne! Welch ein Reichtum.
Das Interesse an der Arbeit des Vereins war groß;
monatlich fanden Mitgliederversammlungen statt, um
Informationen über allgemeine Verwaltungsangelegen-
heiten, insbesondere die Arbeit des Flüchtlingsaus-
schusses und die Vereinsstruktur zu erhalten. Man lebte
damals in einem unsicheren Raum, wie auf dem Pulver-
fass: Können wir bleiben, wer wird vor die "Spruch-
kammer" zitiert, wie sollen wir mit einem wertlosen
Geld, der Reichsmark, leben?
Es werden trotzdem Feste gefeiert: Eine "Dear Madam",
vielleicht die amerikanische First Lady in Bad Nauheim,
wird gebeten, für eine Kinderweihnachtsfeier Kakao,
Milchpulver und Backwaren zu stiften. Aber für Sonder-
veranstaltungen sind Genehmigungen der Militärregie-
rung, später der Polizei notwendig.
Im Frühjahr 1948 wird beschlossen, den Mitgliedsbei-
trag nur noch vierteljährlich mit je RM -,25 zu erheben,
da man mit einer Währungsreform rechnet. Mit dem
Datum 20. Juni 1948 schmilzt auch das bis dahin ange-
sammelte Vereinsvermögen auf DM 50,- zusammen.
Aber die Stadt Bad Nauheim hilft mit einem Darlehn von
DM 1.200,- und einem Zuschuss von DM 750,- für die
Herrichtung der Zäune aus.
Veranstaltungen für den Rest des Jahres müssen aber